IT-Forensik – alles Wissenswerte zum Thema
In der digitalen Geschäftswelt sind Daten das Herzstück jedes Unternehmens. Doch mit ihrer wachsenden Bedeutung steigt auch das Risiko von Cyberangriffen, Datenlecks und anderen Formen der Internetkriminalität. Genau hier setzt die IT-Forensik an, ein essenzielles Feld, das sich der Analyse und Aufklärung digitaler Straftaten widmet.
IT-Forensiker nutzen im Kampf gegen Cyberkriminelle spezialisierte Techniken, um Beweise zu sichern, Vorfälle zu rekonstruieren und Unternehmen vor zukünftigen Bedrohungen zu schützen. Entdecken Sie in diesem Artikel, was IT-Forensik genau bedeutet, welche Tätigkeitsbereiche sie umfasst und welche Vorteile eine professionelle IT-Forensik für Ihr Unternehmen bieten kann.
Definition, Tätigkeitsbereiche und Unternehmensvorteile der IT-Forensik
Wie bereits die Zusammensetzung der Begriffe Informationstechnologie (IT) und Forensik verdeutlicht, handelt es sich bei IT-Forensik um die Kombination von Technologie und kriminaltechnischer Analyse.
Was ist IT-Forensik?
Die IT-Forensik befasst sich mit der Analyse von Daten aus verschiedenen IT-Systemen. Ziel ist es, gerichtsverwertbare Gutachten zu erstellen, die als Beweise zur Aufklärung von Straftaten dienen können. Der Fokus liegt dabei auf der Präzision der Gutachten.
Zusammengefasst beinhaltet das essenzielle Gebiet der Cybersicherheit die Untersuchung, Rekonstruktion und Dokumentation von kriminellen Handlungen im digitalen Bereich. Eine eindeutige Definition der IT-Forensik hat sich bisher nicht durchgesetzt, was sich oft in Diskussionen über den genauen Umfang und die Methoden der IT-Forensik widerspiegelt.
Ein kurzer Blick in die Historie der IT-Forensik
Die kommerzielle Nutzung von IT-Systemen begann Mitte bis Ende der 1970er Jahre und hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er Jahren wurde der Informationsaustausch weltweit einfacher. Als in den 2000er Jahren klar wurde, dass das Internet die Mehrheit des weltweiten technischen Informationsaustausches dominieren würde, gewann auch die Bedeutung des Internets für die Forensik.
Wie in vielen anderen digitalen Themen auch waren die USA Vorreiter in der IT-Forensik. Bereits 1984 begannen Forscher in den Vereinigten Staaten damit, Programme zur forensischen Analyse von IT-Systemen zu entwickeln.
Seitdem ist die IT-Forensik zu einem unverzichtbaren Werkzeug zur Aufklärung von Cyberkriminalität geworden. Die ständige Weiterentwicklung der Technik und die Fähigkeit von Angreifern, Schutzmechanismen zu umgehen, erfordern ständige Anpassungen und Weiterentwicklungen in der IT-Forensik. Somit handelt es sich um ein dynamisches Feld, das typischen Verhaltensmustern von Cyberkriminellen stets einen Schritt voraus sein muss.
Hinter den Kulissen: So arbeitet ein IT-Forensiker
Nahezu jeder Nutzer des World Wide Web hinterlässt digitale Spuren, die bei einer forensischen Untersuchung analysiert werden können. Die Aufgaben von IT-Forensiker sind daher besonders vielseitig und liegen insbesondere in der Analyse und Rekonstruktion von suspekten Handlungen im digitalen Raum.
Bevor dies jedoch geschehen kann, müssen die relevanten Daten unverfälscht identifiziert werden. Bei der anschließenden Analyse geht es darum, den Sachverhalt aufzuklären, der dazu geführt hat, dass ein IT-System nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert oder aus Sicherheitsgründen nicht mehr verwendet werden kann.
In vielen Fällen besteht das Ziel darin, einen Cyberkriminellen zu identifizieren oder eine Organisation aufzudecken, die hinter dem IT-Verbrechen steckt. Aus diesem Grund zählt es auch zu den Aufgaben der IT-Forensik, die im Analyseprozess gesammelten Erkenntnisse nachvollziehbar darzustellen. Dazu beantworten IT-Forensiker zunächst die W-Fragen:
- Was ist passiert? Welche Art von Manipulation oder Schaden hat stattgefunden?
- Wo ist es passiert? Welches System ist betroffen?
- Wann ist es passiert? Über welchen Zeitraum hinweg dauerte die kriminelle Handlung an?
- Wie ist es passiert? Welcher Angriffsweg wurde genutzt?
- Wer hat es getan? Welcher Angreifer oder Angreifergruppe steckt dahinter?
- Was kann unternommen werden, damit es in Zukunft nicht mehr passiert? Welche präventiven Maßnahmen sind für die Zukunft besonders erfolgversprechend?
Von Arbeitsspeicher bis Server – Einsatzgebiete der IT-Forensik
Doch wie kommen IT-Forensiker an diese Informationen? Die Antwort ist einfach: Nahezu alle Geräte und Systeme, die Daten speichern, können forensisch untersucht werden, beispielsweise:
- Arbeitsspeicher (RAM)
- Speichermedien wie Festplatten und USB-Sticks
- Smart-Home-Geräte und Smartphones (Apple, Android, Alexa, Google Home)
- Infotainment-Systeme in Fahrzeugen
- Personal Computer (PCs)
- Server
Artefakte und ihre entscheidende Bedeutung für die IT-Forensik
In der IT-Forensik Analyse werden verschiedene Artefakte gesichtet und bewertet, um Beweise oder Hinweise zur Klärung des Sachverhalts zu finden. Das sind digitale Spuren oder Datenreste, die auf IT-Systemen hinterlassen werden und wertvolle Hinweise auf Aktivitäten oder Sicherheitsvorfälle liefern.
In der IT-Forensik werden Artefakte sorgfältig analysiert, um Beweise zu sichern und den Ablauf von Ereignissen präzise zu rekonstruieren. Typische Artefakte sind hierbei:
- Eventlogs: Informationen zu erfolgreichen und fehlgeschlagenen Anmeldungen, Installationen, Remote-Verbindungen
- Master File Table (MFT): Verzeichnis von Programmen und Dateien auf dem System
- Gelöschte Dateien im „unallocated Space“ wiederherstellen
- Interaktionen mit Ordnern und Dateien nachweisen
- Ausgeführte Befehle über Kommandozeile oder Powershell: Diese Artefakte sind entscheidend für die IT-forensische Analyse, da sie wichtige Informationen über Systemaktivitäten enthalten.
So profitieren Unternehmen von IT-Forensik Untersuchungen
IT-forensische Untersuchungen helfen Unternehmen dabei, Sicherheitslücken zu identifizieren und zu schließen. Nach einem Vorfall können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um das System zu verbessern und künftige Vorfälle zu verhindern.
Präventive IT-Forensik, die eine kontinuierliche Vorbereitung und Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen umfasst, ist entscheidend, um schnell und effektiv auf Sicherheitsvorfälle reagieren zu können. Durch die Analyse und das Verständnis der Schwachstellen können Unternehmen ihre Sicherheitsstrategie anpassen und ihre Systeme robuster gegen zukünftige Angriffe machen.
Auf einen Blick: Die Potenziale der IT-Forensik für Unternehmen
- Sicherheitslücken identifizieren und effektiv schließen
- Systeme nach Vorfällen gezielt verbessern
- Zukünftige Cyberangriffe präventiv verhindern
- Schnelle, effektive Reaktion auf Sicherheitsvorfälle
- Sicherheitsstrategie durch Schwachstellenanalyse anpassen
- Systeme robuster gegen zukünftige Bedrohungen gestalten
Große Bandbreite: Varianten der IT-Forensik
Je nachdem, in welchem Kontext die IT-Forensik angewandt wird und wer einen IT-Forensiker beauftragt, variiert auch die Dienstleistung. Wir haben wichtige Varianten der IT-Forensik für Sie aufgelistet.
Unterschiede zwischen Unternehmens- und Behördenforensik
Die Aufgaben von IT-Forensikern unterscheiden sich je nachdem, ob sie in einem Unternehmen oder bei einer Strafverfolgungsbehörde tätig sind. In Unternehmen konzentrieren sich IT-Forensiker auf Themen wie Datendiebstahl, Verschlüsselung oder unbefugte Zugriffe.
Mehr als Cyberkriminalität: IT-Forensik in Strafverfolgungsbehörden
Die Taten betreffen meist digitale Straftaten. In Strafverfolgungsbehörden geht es darum, Beweise für reale Straftaten auf Datenträgern zu finden. Dies kann die Entdeckung von Kinderpornografie, gewaltverherrlichenden Medien oder Morddrohungen umfassen.
Indem beispielsweise Endgeräte von Opfern, Tätern und Informanten sowie ihre sozialen Interaktionen ausgelesen werden, können IT-Forensiker bei der Polizei auch die Aufklärung klassischer Verbrechen von Entführungen über Drogendelikte bis hin zu Terroranschlägen vorantreiben.
IT-forensische Untersuchung und Incident Response (IR)
Neben der klassischen IT-Forensik ist auch der Incident Response (IR) von großer Bedeutung. Bei einem IR wird die Analyse häufig direkt vor Ort auf den betroffenen Systemen durchgeführt, um weitere Schäden zu verhindern. Hierzu gehört oft:
- Trennung des Angreifers vom Netzwerk: Verhindert weitere Datenlöschung oder Verschlüsselung.
- Suche nach dem Einfallstor: Die Untersuchung konzentriert sich oft auf die initiale Sicherheitslücke, um diese zeitnah zu schließen.
- Bereinigen des Systems: Wenn das System kompromittiert ist, kann es notwendig sein, alle Spuren des Angriffs zu entfernen. Wenn das Risiko zu groß ist, sollte es neu aufgesetzt werden. Hierfür können unberührte Daten nach Prüfung vom alten System auf das neue überführt werden.
Fazit
Die IT-Forensik analysiert digitale Spuren präzise, um digitale, aber auch klassische Straftaten aufzuklären und gerichtsverwertbare Beweise zu liefern. Sie untersucht vielfältige Geräte wie PCs, Smartphones und Smart-Home-Systeme, wobei stetige technologische Weiterentwicklungen kontinuierliche Anpassungen erfordern.
In Unternehmen schützt IT-Forensik vor Datendiebstahl und unbefugten Zugriffen, während sie bei Behörden Beweise für schwerwiegende Straftaten sichert. Durch gezielte Sicherheitsanalysen identifizieren Unternehmen Schwachstellen, verbessern ihre Sicherheitsstrategien und verhindern zukünftige Angriffe effektiv.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu IT-Forensik
Was macht ein IT-Forensiker?
Ein IT-Forensiker analysiert digitale Systeme und Daten, um Beweise für Cyberkriminalität zu sammeln und auszuwerten. Er rekonstruiert Vorfälle, identifiziert Sicherheitslücken und unterstützt Unternehmen sowie Behörden bei der Aufklärung und Prävention von digitalen Straftaten. Zudem erstellt er gerichtsverwertbare Gutachten und arbeitet eng mit Ermittlungsbehörden zusammen.
In welchen Bereichen wird IT-Forensik eingesetzt?
IT-Forensik wird in vielfältigen Bereichen genutzt, darunter Analyse von PCs, Smartphones, Servern und Smart-Home-Geräten. Sie wächst mit der Digitalisierung und ermöglicht die Untersuchung nahezu aller datenspeichernden Systeme, um digitale Spuren zur Aufklärung von Straftaten zu analysieren.
Welche Vorteile bietet IT-Forensik für Unternehmen?
Unternehmen profitieren von IT-Forensik durch die Identifikation und Schließung von Sicherheitslücken. Nach Vorfällen ermöglichen forensische Untersuchungen gezielte Verbesserungen der Sicherheitsstrategien, verhindern zukünftige Angriffe und stärken die digitale Sicherheit nachhaltig durch präventive Maßnahmen.
Wie läuft eine IT-forensische Untersuchung ab?
Eine IT-forensische Untersuchung beginnt mit der Sicherung der betroffenen Systeme. Anschließend werden Daten analysiert, digitale Spuren rekonstruiert und Beweise dokumentiert. Abschließend werden die Ergebnisse durch den IT-Forensiker in Berichten zusammengefasst, die für rechtliche Schritte oder interne Verbesserungen genutzt werden können.
Welche Qualifikationen benötigt ein IT-Forensiker?
IT-Forensiker sollten fundierte Kenntnisse in Informationstechnologie und Cybersicherheit besitzen. Zusätzlich sind weiterführende Zertifizierungen in diesen Bereichen vorteilhaft. Praktische Erfahrung und analytische Fähigkeiten sind ebenfalls essentiell für die vielseitige Tätigkeit als IT-Forensiker.
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